Erinnerungen

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 Als Darcon ihn sah, erinnerte er sich an das erste Mal, dass er dieses wunderschöne Gesicht sah. Natürlich war er erwachsener geworden, doch er war immer noch, wenn nicht noch schöner als er es vor 3 Jahren schon war. Der Junge hockte 3 Meter von ihm entfernt auf einem Felsvorsprung neben diesem fantastischen Wasserfall. Er sah aus, als wäre er gerade einem Märchen entsprungen. Darcon versuchte etwas zu sagen und doch brachte er kein Wort heraus. Der Junge vor ihm bewegte sich genau so wenig wie er, er war wie eingefroren und doch war der Blick aus seinen leuchtend hellblauen Augen unbeschreiblich lebendig. Er hob eine Hand und hockte sich auf die Stelle auf der er saß.

„Hey.", Ryes Augen verengten sich. In einem Wimpernschlag sprang er auf und rannte. Darcon hatte gerade genug Zeit sich in Bewegung zu setzen da sprang Rye schon auf den nächsten Felsen und rannte weiter. Darcon versuchte ihm auf den Fersen zu bleiben doch er war zu schnell. Nach wenigen Minuten konnte er ihn kaum noch sehen, oft folgte er nur dem Rascheln der Bäume oder dem Knacken irgendwelcher wurzeln.

„Warte!", er rief ihm nach doch bezweifelte er, dass dieser anhalten würde. Schnell begriff er, dass der Junge von dem er schon seit 3 Jahren träumte gerade dabei war wieder zu verschwinden. Er sah ihn auf einem größeren Ast.

„Warte ...nur eine Sekunde!", rief er kurz bevor Rye zum Sprung ansetzten konnte und tatsächlich schien er inne zu halten. Er drehte seinen Kopf ein stück so, dass Darcon gerade noch das blau in seinen Augen erkennen konnte.

„Wie ist dein Name?" und schon war er verschwunden, er hatte noch mal an Geschwindigkeit zugenommen. Darcon konnte nur noch in die Richtung rennen in die er ihn das letzte Mal gesehen hatte und dann seinen Weg erahnen, doch bezweifelte er stark das Rye noch vor ihm war. Atemlos blieb er stehen, schaute sich um. Sehen konnte er nur Gebüsch, Gräser und Bäume, keinen schönen Jungen.


Aus einiger Entfernung sah Rye ihm zu, er sah den Mann der ihm aus irgendeinem Grund unglaublich bekannt vorkam. Wieso hatte er ihn verfolgt? Er sah zu wie sich die muskulöse Brust unnatürlich schnell hob und senkte, und er sah sich ihn noch einmal genau an. Alles an seinem Körper schrie nach einem Jäger einem vollkommen ausgebildeten Mann. Wahrscheinlich ein Dragana, dachte sich Rye. Die Zeichnungen aus seiner Haut hatten etwas Wildes, ungezähmtes wie das Wasser der Küste. Meistens sind die Zeichen auf der Haut eines Bansque eines Stammes sehr ähnlich, daher kann man oft erraten, woher ein Bansque kommt. Und dieser kam mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit von den Dragana. Er sah wie Darcon sich umschaute, die haselnussbraunen Augen leuchteten in der Sonne wie Bernstein. Er stand so still, bewegte sich keinen Zentimeter, machte keine Geräusche. Die Muskeln unter seiner Haut zuckten vor Anspannung, dann seufzte er plötzlich und verschwand lautlos im Unterholz.
Als er sich sicher war genug Abstand zum Dragana zu haben begann er besonders zu jagen, immer darauf bedacht nicht in die Richtung zu gehen in die
der Jäger verschwunden war.
Wieder suchte er sich etwas was er als Nachtlager gebrauchen konnte. Eine kleine, rund 2m große Höhle in einem toten Baum schien die perfekten Lösung zu sein. Den Grund legte Rye noch mit Blättern aus, erst dann legte er sich hinein. Es war gemütlich, den obwohl er sich nicht komplett ausstrecken konnte, hatte die Höhle etwas von Gemütlichkeit. Stille legte sich schnell wieder über den Wald, und schon bald hörte er nur noch die nächtlichen Raubtiere fauchen. Der Baum in dem er lag war hoch, die Nacht war warm und durch die große Öffnung des Baumes fielen angenehm helles Licht auf ihn. So konnte er gut leben, er brauchte niemanden an seiner Seite. Einen Partner, wozu? Er brauchte keinen Babysitter. Er brauchte keinen Beschützer. Er hielt inne. Wem machte er etwas vor. Er war nicht so stark wie er tat. Da hatte seine Mutter schon recht gehabt. Er wird sich auch in Zukunft nicht unbedingt gegen Gentos wehren können, doch wie könnte er ihn loswerden. Ein Bild blitzte hinter seinen Lidern auf und augenblicklich öffnete er die Augen. Wieso dachte er an ihn? Wieso hatte er gerade jetzt einen völlig fremden im Kopf? Ja er brauchte einen Partner, aber er kannte diesen Jäger noch nicht mal.


~


Rye wusste nicht, wann er in den Schlaf gesunken war, doch er wusste dass er träumte. Denn als er sich im Wasserbecken gespiegelt sah, war er gerade mal 13 Jahre alt. Er sah sich zu wie er um das Becken herumlief und schelmisch grinste. Äpfel schwammen ungeordnet im Wasser und ab und zu drehte sich einer von ihnen ganz allein. Rye sah sich zu wie er seinen Arm sowie die Hand in kleinen Kreisen über die Wasserobefläche schweben ließ, von Apfel zu Apfel.

"Rye!", tönte es drohend, doch sobald der junge Rye dieses Wort gehört hatte schnappte er sich einen Apfel und war augenblicklich im nächsten Baum verschwunden. Es flackerte vor seinen Augen und schnell sah er sein jüngeres Ich in einer anderen Situation vor sich. Eine lange Schlange aus Jungen hatte sich gebildet, der junge Rye stand am Ende und starrte gelangweilt nach vorn. Rye sah sein jüngeres Ich von der Seite und sah sich genau an. Wenn er nicht gewusst hätte das er es ist, hätte er sich gefragt, ob die Person vor ihm ein Junge oder Mädchen sei. Dann sah er sich um. Die Lichtung war groß, überall saßen Gruppen mit Stammesmitgliedern verschiedener Stämme. Alles lachte und feierte. Ryes Blick wanderte die 8 Schlangen junger Menschen hinauf und hinunter, in jeder Schlange standen die jüngsten Stammesmitglieder eines jeden Stammes sortiert. Jeden Stamm sah er sich genauer an und immer wieder bemerkte er wie verschiedenste Blicke immer wieder in eine Richtung wanderten. Er verfolgte die Blicke, doch er konnte schon ahnen, wo sich Diese sammelten. Rye beobachtete wie sein jüngeres Ich das Gewicht genervt von einem Bein auf das andere wechselte. Auch der junge Rye hatte die Blicke bemerkt, doch nun schaute er in eine ganz bestimmte Richtung. Während er das beobachtete versuchte der ältere Rye sich zu erinnern, was danach geschehen war. Er sah in dieselbe Richtung und entdeckte einen jungen Krieger. Noch nicht ausgebildet aber älter als er selber. Er beobachtete ihn mit großen Augen und einem leicht rötlichen Tough im Gesicht. Seine Gesichtszüge waren noch nicht erwachsen, aber etwas Männlichkeit konnte man in ihnen schon entdecken. Das gleiche galt für seinen Körper. Er sah wie sein jüngeres Ich und dieser Junge sich anschauten, sie sahen sich in die Augen und kurz bevor der junge Rye seinen Blickkontakt abbrach, grinste er mit einem Mundwinkel.  

RyeHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin