Kapitel 2

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Der größere der Helikopter senkte den Schiffscontainer aufs Deck hinab, der andere landete geschickt auf dem Landeplatz. Die Tür des Hubschraubers öffnete sich und heraus kletterte ein fülliger Inder mit einer runden Brille. Er stolperte, als er die Plattform betrat, fing sich jedoch rasch wieder. In seinem enganliegenden, dunkelroten Hemd mit Kragen und seiner weißen Hose wirkte er ebenso fehl am Platz wie unbehaglich.

„Willkommen an Bord!", rief Jack laut, um gegen den Lärm der Rotorflügel anzukommen.

„Ich bin Rajesh", sagte der Mann und schob den Rucksack auf die andere Schulter Zu ihm gesellten sich ein junger Mann und eine zierliche Asiatin. Er stellte sie als Adam und Leah vor. Sie sahen aus wie Studenten.

Die Helikopter hoben ab, und bald waren wieder der Lärm des Bohrers und das Kreischen der Seemöwen zu hören, die über ihnen flogen.

„Sie sind eine Woche zu spät dran", tadelte Jack den Inder, drehte sich um und marschierte den Gehweg entlang. Rajesh folgte ihm, hatte jedoch Mühe, Schritt zu halten. Seine Knie, weich wie Gummi, erschwerten ihm ohne Frage die Fortbewegung.

„Ich möchte mich aufrichtig entschuldigen, Dr. Greer", stammelte Rajesh und blickte hilfesuchend Gabby an. „Wir waren zum Aufbruch bereit, aber die Regierung wollte uns die Reise durch eine mögliche Konfliktzone nicht gestatten." Sein Hemd klebte ihm an der nassen Haut.

Jack blieb stehen und fuhr herum. „Das verstehe ich, und Sie haben mein Mitgefühl. Aber Sie haben nicht einmal angerufen, um uns darüber zu informieren, dass Sie aufgehalten wurden! Sie dürfen das als erste und zweite Warnung betrachten."

„Zweite Warnung ..." Rajesh wiederholte die Worte, als würde er ein unbekanntes Artefakt untersuchen. „Und was passiert bei der dritten Warnung? Ich will wirklich nicht widerspenstig erscheinen, aber ich weiß gern vorher über die Regeln Bescheid."

„Bei der dritten Warnung sitzen Sie und Ihr Gefolge aus Studenten wieder in einem Hubschrauber, auf dem Weg nach Hause."

Rajesh verzog das Gesicht. „Ich kann Ihnen garantieren, es wird keine dritte Warnung geben."

Unwillkürlich musste Jack grinsen. Verspätung hin oder her – irgendetwas gefiel ihm an dem Kerl. „Schauen Sie, wir sind alle froh, dass Sie endlich eingetroffen sind. Wenigstens können wir jetzt zu Ende bringen, was wir angefangen haben."

Gabby übernahm das Reden und erklärte den Aufbau der Bohrplattform. Dabei zeigte sie auf die verschiedenen Teile.

Die Bohrinsel verfügte über viele Namen. Conoco Phillips hatte sie TOR getauft. Die Wissenschaftler, Ingenieure und Deckmannschaft allerdings nannten sie POS – als Abkürzung für „Piece of Shit".

Während der Monate, bevor die Expedition aufgebrochen war, hatte man die meisten der überflüssigen Module entfernt. Verblieben war der Bohrbereich, ebenso wie ein zehnstöckiger Aufbau mit Unterkünften, Besprechungsräumen, einer Kantine und mehreren anheimelnden Orten, wo das Personal nach der Arbeit entspannen konnte.

Einen Teil des offenen Decks bezeichnete man liebevoll als „Fifth Avenue" Hier waren die Schiffscontainer, die als Labors dienten, in zwei ordentlichen Reihen angeordnet und bildeten eine Art Straße. Ganz am Ende der Reihe stand nun Rajeshs orangefarbener Container.

In diesem Augenblick meldete sich Jacks Funkgerät.

„Was ist?", fragte er und ging mit raschen Schritten auf den Aufbau zu. Unter ihnen wedelte Billy aufgeregt mit den Armen, wie ein verzweifelter Fußgänger, der versuchte, einen Polizeiwagen anzuhalten. Jack sah ihn und stoppte abrupt.

„Ich bin mir nicht sicher", antwortete Billy. „Ich glaube, wir sind auf eine Art Luftblase gestoßen."

Das Grinsen, das sich in Jacks Gesicht ausbreitete, sagte alles: Sie waren durchgebrochen!

Zum Aussterben verdammt #1: Der Code von James D. PrescottWhere stories live. Discover now