17 - Flucht

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Während die Krieger um das prasselnde Feuer saßen und mit ihrer Mahlzeit beschäftigt waren, versuchte Dánirah, ihre Angst beiseite zu schieben und ihre Situation zu erörtern. Hatte nicht ihre Mutter sie stets dazu ermahnt, ihre Möglichkeiten abzuwägen, bevor sie überstürzt etwas unternahm? Nicht dass sie viele Möglichkeiten sah, aber in blinder Furcht zu zittern, brachte sie auch nicht weiter.

Sie konnte fühlen, dass ihr Messer nicht mehr in ihrem Gürtel steckte, und auch ihre Tasche war weg. Befand sich darin etwas Wichtiges? Nein, ihre Vorräte waren aufgebraucht und auch sonst besaß sie nicht Wertvolles. Die Krieger hatten sich bisher nicht die Mühe gemacht, ihr die silbernen Armringe abzunehmen. Eine Welle der Erleichterung schlug ihr entgegen als ihr einfiel, dass zumindest der Brief des Königs nicht mehr in ihrer Obhut war. Das wichtige Papier befand sich bei He'sha in Sicherheit. Vermutlich wussten diese Söldner nicht einmal von seiner Existenz. Trotzdem musste sie fliehen, denn ihr eigenes Leben war hier in Gefahr.

Trotz allem Reißen und Zerren gab der Knoten an dem Lederriemen an Ihren Handgelenken nicht nach. Je mehr sie sich anstrengte, desto tiefer schnitten die Fesseln in ihr Fleisch. Vielleicht sollte sie besser versuchen, sie auf der Baumwurzel durchzureiben?

Es war nicht leicht, eine Position zu finden, die ihr erlaubte, an diesem Plan zu arbeiten. Schon bald hatte sie die Haut an ihren Handgelenken durchgescheuert, ohne dass der Riemen sich lockerte. Zumindest waren die Männer immer noch mit Essen und Trinken beschäftigt und schenkten ihr keine Aufmerksamkeit. Als ihre Gespräche lauter und intensiver wurden, unterbrach sie ihre nutzlosen Anstrengungen, um zu lauschen.

„Und ich sage, wir bleiben beim ursprünglichen Plan." Das war der Mann, der sie bedroht hatte — sie erkannte seine raue und keuchende Stimme.

„Du und dein Plan. Lass uns hinunter ins Tal ziehen und einen anderen Weiler finden, den wir plündern können."

Mehrere Stimmen unterstützten den Vorschlag, aber der Anführer brachte sie mit einem scharfen Befehl zu verstummen.

„Ruhe, jetzt, und vergesst das einfach. Dieser feine Herr aus dem Norden bezahlt uns mehr, wenn wir seinen Anweisung folgen, als wir jemals gewinnen könnten wenn wir zehn oder zwölf weitere dieser armseligen Dörfer verbrennen. Wieviel hat uns das letzte denn eingebracht? Sie besaßen keine nennenswerten Vorräte und ganz bestimmt nichts von Wert."

„Zumindest hatten wir Spaß mit den Frauen. Erinnerst du dich an die stolze Blonde?"

Hämisches Gelächter unterstützte den Sprecher. „Gib zu, Ganesh, du hast es genauso genossen wie wir alle."

Der Anführer strich sich über den Bart und sah über das Feuer hinweg Dánirah an. Furcht rieselte wie kaltes Wasser ihren Rücken hinunter.

„Richtig, aber wir sind darauf nicht angewiesen. Wir helfen den Nordländern zuerst, den König von Kelèn zu besiegen, lassen uns unsere Dienste gut bezahlen und können anschließend immer noch soviel Spaß haben, wie wir wollen."

„Und wie soll diese berühmte Falle für den König überhaupt funktionieren?"

Ganesh lachte. „Das ist das Schöne daran. Sie ist bereits zugeschnappt, und nichts kann uns mehr aufhalten. Der Bote, den wir heute angefangen haben, bestätigte, dass der König genau das tut, was wir von ihm erwarteten. Inzwischen befindet sich sein Heer nur noch Tage von der Stelle entfernt, wo wir ihn vernichten werden."

Mit den Worten des Anführers schlichen sich Hoffnungslosigkeit und Furcht wie ein eisiger Wind in Dánirahs Gedanken und drohten, sie zu überwältigen. Es dauerte einen Moment, bis sie dieses unwiderstehliche Gefühl als das erkannte, was es war — eine weitere Projektion von Gedanken einer kleinen Dunkelheit. Als ob sie nicht schon durch ihre eigene Angst wie gelähmt wäre. Es kostete sie Mühe, ihre Zähne vom unkontrollierten Klappern abzuhalten und sie fuhr zusammen ab einer kalten, feuchten und nur zu realen Berührung an ihren schmerzenden Handgelenken..

Liha & Dánirah - Der Drache und die TräumerinWhere stories live. Discover now