21 - Aufbruch

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Pentim bekam nicht viel Schlaf in dieser Nacht. Sobald die junge Tanna alles, woran sie sich erinnern konnte, erzählt hatte, ließ Katim die beiden Befehlshaber wecken und berief eine Besprechung im Zelt des Prinzen ein. Da ihre Anwesenheit nicht mehr benötigt wurde, begleitete Liha die Botin zurück zum Lager seiner Gruppe. Sie waren kaum aufgebrochen, als Katim bereits Boten von Zelt zu Zelt schickte, um die Anführer der einzelnen Trupps zu wecken. Krieger beschwerten sich über ihren unterbrochenen Schlaf.

Pentim stumpfte ungeduldig auf und ab. Das alles dauerte ihm zu lange, vor allem wenn sein Vater sich in Gefahr befand. Als endlich die wichtigsten Offiziere versammelt waren, nahm Katim das Wort.

„Eine Informantinnen hat uns heute Nacht berichtet, dass die Nordländer einen Hinterhalt für den König planen. Wir werden deshalb so rasch als möglich dieses Lager abbrechen und zum Hauptheer aufschließen."

Einer der beiden vom König bestimmten Anführer der Nachhut rieb sich das Kinn. „Unser Auftrag war aber die Sicherung der Nachschublinie." Ginadim war ein wichtiger Mann in Penira und wohl der einzige, der sich Katim zu widersetzen wagte. Pentim knirschte mit den Zähnen, aber Katim hob beruhigend die Hand.

„Ich weiß um unseren Auftrag. Aber ich habe zuverlässige Informationen, die unmittelbares Handeln erfordern."

Ginadims Augenbrauen hoben sich wie zwei haarige Raupen. „Und weshalb ist diese Information nicht zu mir gelangt?"

Das war genug. Pentim richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Weil deine Wachen nicht bereit waren, den Offizier mit den Neuigkeiten zu dir zu lassen. Stimmt das nicht Melish?"

Der bärtige Krieger hob überrascht den Kopf. „Ich habe versucht, die Botschaft kurz nach Mitternacht an die Befehlshaber zu übermitteln."

Pentim nickte. „Und bist abgewiesen worden. Zum Glück gibt es andere Wege."

Ginadim ließ den Blick von Pentim zu Katim wandern. Der königliche Berater stand mit verschränkten Armen da. „Der Prinz hat recht. Aber wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren. Ginadim, Yanim, einer von euch sollte mit einem Viertel der Männer und den Wagen nachkommen. Der andere soll sich bereitmachen. Wir reiten im Morgengrauen."

Yanim, der zweite und jüngere der Befehlshaber, nickte. „Wenn wir dem König helfen wollen, scheint das der beste Weg. Ich reite mit Katim."

Ginadim schien nach wie vor unglücklich, wagte aber wohl nicht, sich direkt gegen Katim oder den Prinzen zu stellen. Pentim mochte den arroganten Mann nicht, aber dies war nicht der Moment, sich Feinde zu schaffen. „Ginadim, ich verlasse mich darauf, dass du mit deinen Männern den ursprünglichen Auftrag so gut wie möglich weiter verfolgst."

„Das werde ich, mein Prinz." Das Gesicht des Mannes entspannte sich etwas und Pentim atmete auf.

Sobald die Männer sich zerstreuten, legte ihm Katim eine Hand auf die Schulter. „Das war gut. Du hast seine Ehre wiederhergestellt. Aus dir wird doch noch ein Diplomat."

„Ha. Ich mag ihn nicht. Aber er gehört zu einer einflussreichen Familie. Batet würde sagen, ich dürfe ihn nicht vor den Kopf stoßen."

Katim lächelte. „Er hat zudem zwei heiratsfähige Töchter."

Pentim knuffte seinen Lehrer in den Arm, eine Geste, die ihm einen strafenden Blick einbrachte. „Verzeih. Aber seine Töchter sind das letzte, was mich gerade interessiert. Lass uns aufbrechen."

Während Katim den Abbau des Lagers befahl, sattelte Pentim die Pferde. Ob wohl die junge Tanna ein Reittier besaß? Vorsichtshalber suchte er sich einen kräftigen jungen Hengst aus der Herde der Ersatztiere aus. „Katim, ich suche Liha und die Tanna. Sie kann uns vielleicht führen."

Liha & Dánirah - Der Drache und die TräumerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt